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Das „Gender Critical“-Manifest der Lily Cade

LONGREAD | Lily Cade sollte für die britische BBC die Vergewaltigungsneigung von trans Frauen gegen Cis-Lesben bezeugen, wurde dann jedoch als Serienvergewaltigerin anderer (Cis-)Frauen enttarnt. In Reaktion schrieb sie ein Transhasserinnen-Manifest, in dem sie unter anderem zur Ermordung aller trans Frauen aufrief und ihr wirres Weltbild kund tat. Was steht in dem Text?

Einleitung: Worum geht es?

Die lesbische, transfeindliche, ehemalige Pornodarstellerin Lily Cade ist in einem transfeindlichen BBC-Artikel als Stimme aufgetreten. Dort sollte sie neben anderen, anonymisierten Stimmen das angebliche Phänomen bezeugen, wonach Cis-Lesben zunehmend von transgeschlechtlichen Frauen zum Geschlechtsverkehr gedrängt – sprich: vergewaltigt – würden. Für queer.de habe ich gestern darüber geschrieben.

Im Zuge der massiven Kritik an dem unhaltbaren Artikel aus der „Gender Critical“-Bewegung entdeckte die US-amerikanische Philosophin und Aktivistin Christa Peterson Vergewaltigungsvorwürfe, die 2017 gegen Cade erhoben worden waren. Cade hatte diese Vorwürfe nicht abgestritten, die ihr vorgeworfenen Vergewaltigungen aber als Angriffe („assault“) verharmlost. Darüber hinaus hat sie sich in Bezug auf ihre begangenen Vergewaltigungen, von denen sie in einem vorliegenden Entschuldigungsschreiben gesagt hat, dass sie nicht wisse, wie viele es waren, selber auch als Opfer inszeniert. Sie sei in ihrer aggressiven Porno-Rolle gefangen gewesen, um den Interessen der Industrie zu genügen. Auch im Manifest spricht sie ambivalent über die Frage, ob sie Frauen vergewaltigt hat. Vielleicht denkt sie, dass man das, was sie getan hat, anders nennen müsse. Die Sprache der Betroffenen jedoch ist eindeutig.

Kurz nach der Wiederveröffentlichung der alten Vorwürfe aus der beginnenden #metoo-Bewegung aus dem Herbst 2017 erschienen auf Lily Cades persönlicher Website, auf der sie sich auch nach Bekanntwerden ihrer Vergewaltigungen als „100 Prozent lesbische“ Pornodarstellerin vermarktete, fünf Blogeinträge. Diese Einträge sind vielfach mit den Manifesten rechtsterroristischer Täter verglichen worden. Sie enthüllen ein aggressiv transhassendes, verschwörungsideologisches, an Phantasien sexueller Gewalt gegen Kinder und Frauen durch transgeschlechtliche Frauen klebendes Weltbild. Darüber hinaus rief sie zur Ermordung aller trans Frauen auf, verherrlichte das Lynchen von ihnen und benannte prominente Frauen namentlich als anvisierte Opfer.

20 Seiten Hass und sexuelle Gewalt

Fast alles im Manifest ist abgefasst in teilweise drastischen, grafisch beschriebenen Metaphern und Phantasien sexueller Gewalt, Masturbation, tierischen Geschlechtsakten und so weiter. In der folgenden Darstellung soll dieser Aspekt jedoch eine untergeordnete Rolle spielen.

Zusammengenommen hat der Text eine Länge von 20 Seiten im Standardformat des Open Office Writer (Times New Roman, Schriftgröße 12). Nachdem Nutzer*innen das vor Hass triefende Dokument meldeten, nahm mutmaßlich Cades Serverdienstleister die Homepage vom Netz. Darum ist der Text nicht mehr ohne weiteres verfügbar. Im Folgenden sollen die 20 Seiten nach Motiven zusammengefasst werden, um Interessierten einen Einblick in die Ideologie von Cade, aber auch der angeblich radikalfeministichen „Gender Critical“-Bewegung und ihrer Ideologie zu geben.

Die ist zumeist durchsetzt ist von Verschwörungsideologie, fragwürdiger Sexualmoral, der Abwertung von Frauen, die sexuelle Gewalt erleben und sich wehren, der Verneinung der Möglichkeit, dass Cis-Frauen überhaupt substanziell sexuelle Gewalt ausüben könnten, von Antisemitismus und einer an religiöse Weltbilder erinnernden Essenzialisierung und Fetischisierung von Natur und Biologie sowie der „Biologie der Frau“ im Speziellen. Cade hat ihr Manifest in fünf Artikeln über einen Zeitraum vom 29.10. bis zum 2.11. veröffentlicht.

Noch danach will die BBC Cade zu einem Statement zu ihren Äußerungen im BBC-Text angefragt haben. Dort hat sie ihre Mordwünsche gegenüber trans Frauen relativiert und behauptet, es gehe nur darum, die „Rollen“ der Frauen zu ermorden. Das Manifest spricht natürlich eine ganz andere Sprache.

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Der Anfang

Der erste Eintrag vom 29. Oktober, „About that BBC Article“, beginnt mit einer Ansprache in der 2. Person, wobei hier unklar ist, wer überhaupt angesprochen wird. Cade schreibt: „Hast du ihn [den BBC-Artikel] gelesen? Ist dein Mangel an Lesevermögen dadurch verursacht, dass der Großteil deiner Gehirnsubstanz auf kognitive Dissonanz verlegt ist oder auf bewusste Verschleierung?“ Cade verteidigt ihr Auftreten im BBC-Artikel, das von der Tatsache losgelöst sei, dass sie Frauen sexuell angegriffen hat. Ohne es explizit zu sagen, verteidigt sie ihr Recht, eine glaubwürdige Stimme zum Thema angeblicher (oder tatsächlicher) sexueller Gewalt von trans Frauen gegenüber Cis-Lesben zu sein.

Die vier Jahre alten Vorwürfe bestreitet sie nicht. Sie sei ein gebrochenes Monster gewesen und habe nach ihrem Call-Out die Pornoindustrie verlassen, habe aufgehört, Drogen zu konsumieren und sei nun „freiwillig zölibatär“. Doch natürlich handelt es sich weder um eine freiwillige Entscheidung, noch um eine, die belegt ist. Es könnte auch eine Lüge sein. Cade könne die Dinge nicht zurücknehmen, verweist jedoch darauf, dass sie, bevor sie ein „Seelen-Senser mit toten Augen“ („dead-eyed soul reaper“) war, die „Cotton Ceiling“ gewesen sei.

Das spielt auf ihre Rolle im BBC-Artikel an, in dem sie sich als Opfer von trans Frauen inszenierte, die den Begriff der „Cotton Ceiling“, also der Baumwoll-Decke (von „gläserne Decke“) erfunden hätten, um cis Lesben als Unterdrückerinnen von trans Frauen darzustellen, weil die keinen Sex mit ihnen haben wollten.

Der Hintergrund ist, dass Cade einem Porno-Dreh nach Vorlage der Fotos einer anderen Frau zunächst zugestimmt, ihn dann aber wieder abgesagt hatte, als sie erfahren hat, dass die Frau transgeschlechtlich ist. Sie habe, wie sie im BBC-Text ausführt, nicht über „den Fakt“ hinwegsehen können, dass das, womit sie in dem Dreh hätte „interagieren“ sollen, „durch Operation veränderte männliche Genitalien“ seien, nicht „die reproduktiven Organe eines weiblichen Menschenaffen (sic!) („the reproductive organ of a female ape“)“. Ihr Sexualtrieb sei, wie es im selben transphoben Duktus weiter heißt, „auf Frauen orientiert“.

Motive im Manifest

Der pädophile Kult

Lily Cade glaubt sich im Kampf gegen einen pädophilen Kult. Pädophile Kulte seien über die Geschichte hinweg immer die Form gewesen, in der sich „die Macht“ organisiert habe. Gegenwärtig erlebe man zwar die schwächte Form, aber die westliche Zivilisation habe sich ausgerechnet dieser schwachen Form ergeben. Der pädophile Kult bestehe im Wesentlichen daraus, Kinder zu verführen und sie zu transgeschlechtlichen Frauen, Männern und Nichtbinären zu machen, wobei Cades Phantasien vor allem um trans Frauen drehen. Transgeschlechtliche Frauen seien von der Biologie und ihren Seelen her Männer, die zu schwach , zu unattraktiv und zu „unfickbar“ seien, um sich gegen die in allen Männern bestehende Schattenseite zur Wehr zu setzen. Sie gingen ihrer perversen Masturbationsphantasie nach und verfolgten als Frauen verkleidet Cis-Frauen aus Frauenhass. Sie seien die ultimative Waffe im Einsatz der Geldmänner, „Schattenlords“ im Hintergrund, selber jedoch nur das Kanonenfutter. Darum macht es Cade auch wütend, dass sie nicht alle umgebracht worden seien.

Männer und Frauen

In Cades Weltbild gibt es eine evolutionär geformte, biologisch-essentialistisch begründete Zweigechlechtlichkeit, die nur in sehr seltenen Fällen durch Störungen der Geschlechtsentwicklung verkompliziert werde, nämlich im Fall von Intersexualität. Männer hätten eine böse Schattenseite in sich, aber auch die gute Seite. Seien sie stark und hätten „Eier“, entschieden sie sich für die gute Seite: sie beschützten Frauen und Kinder vor den Pädophilen. Gleichzeitig bedeutet „Eier haben“ bei Cade immer wieder auch mit Gewalt assoziierte sexuelle Dominanz über Frauen, die dann allerdings nicht allzu negativ konnotiert wird. Es sei keine Schande, ein Mann zu sein, schreibt sie etwa an einer Stelle – es sei nur eine, nicht an sein „bestes Selbst“ heran zu kommen. Nun seien die „pussifizierten Männer“ die dominanten Männchen einer kastrierten Gesellschaft geworden. Sie seien „deine Könige“. Das würden sie beweisen, indem sie Frauen öffentlich dominierten wie einst sie selbst, Lily Cade.

Frauen hätten die heilige Pflicht zur Mutterschaft und die Aufgabe, ihre Kinder, insbesondere ihre Töchter zu beschützen. Sie hätten jedoch einen natürlichen Defekt und das sei ihre Neigung zum Mitleid. Das mache sie anfällig, von den Männern „mit Eiern“ fortgezogen zu werden und sich mitleidig auf die „schwachen“ Männer einzulassen. Diese seien im Zeitalter des gegenwärtigen pädophilen „Transen“-Kultes insbesondere transgeschlechtliche Frauen. Dadurch, dass sie Angst hätten, diese Frauen zu beleidigen oder ihre Gefühle zu verletzen, beugten sie sich dem NewSpeak, die Scheinsprache neben dem Englischen, in der nur so getan werde, als seien trans Frauen Frauen – wobei ausnahmslos alle wüssten, dass diese in Wahrheit Männer seien. Es sei nur der Weg des geringsten Widerstandes, den im modernen Amerika und darüber hinaus alle gingen. Da Frauen, wie Cade selber erfahren habe, aufgrund ihrer körperlichen Unterlegenheit nicht gegen Männer kämpfen könnten, bliebe ihnen nur, die Wahrheit zu sprechen. „Mein Volk ist das schwächere Geschlecht“. Trans Frauen würden jedoch das Internet kontrollieren und ihnen dadurch die Waffe der Wahrheit nehmen.

Beschimpfungen und Bedrohungen von trans Frauen

Immer wieder taucht in Bezug auf trans Frauen das Motiv der „Schattenmonster“ auf – entweder als Monster, dem insbesondere „Transen“; aber auch alle anderen, dienten oder als Teilaspekt von Männern. Es wirkt, als seien die Schattenmonster natürlicherweise in Männern, jedenfalls gibt es keine Erklärung ihrer Herkunft.

In einer Passage beklagt Cade sich, dass trans Frauen in Frauengefängnissen Frauen vergewaltigten und in Frauenunterwäsche mit Penissen auf die sportlichen Rekorde weiblicher Athletinnen urinierten, die ihr ganzes Herz dem Sport gegeben hätten. Psychisch kranke Männer, also trans Frauen, würden in jede Frauengruppe eindringen, inklusive solchen zum Stillen, solchen für Frauen, die sich von ihren Fehlgeburten erholen wollten, und würden die Unterhaltung vom ehrlichen tierischen zu ihrem Wahn hinüber bewegen. Frauen seien zu schwach, das zu stoppen, aber Männer könnten es: „Steht auf! Sagt Nein! Ihr seid stärker als diese Monster“ und „stärker als die Monster in euch!“

Das in den englischsprachigen Medien viel diskutierte Motiv der Frauengefängnisse, in die trans Frauen eindringen würden, taucht im Manifest an vielen Stellen auf. Es scheint Cade besonders zu beunruhigen. In einer anderen Passage beschreibt Cade plastisch das Stillen von Kindern durch trans Frauen als Form des sexuellen Kindesmissbrauchs.

Trans Frauen seien wie der „große Bruder“ (aus dem Roman „1987“), die einen dazu zwängen, so zu tun, als glaube man, dass sie Frauen seien. Dazu „vergewaltigten“ sie den Geist der Frauen und der Kinder. Man müsse gegen sie die Linie halten und die Wahrheit sprechen wie das MichFest. „Wenn MichFest fällt, dann fällt die westliche Zivilisation!“ Sie seien „Creeps“ statt eines Monsters, jedoch sei jede einzelne von ihnen die SS, die Greycoats (die Soldaten der konföderierten Südstaaten im amerikanischen Bürger*innenkrieg), eine Fußsoldatin des Teufels.

Selbst wenn trans Frauen die Kehlen ihrer „Rollen“ öffentlich durchschnitten, sich zu ihren Taten bekennen würden, ihre Kleider auszögen, mit Ekel und Scham auf ihren Affront gegenüber Gott und der Natur zugunsten ihrer Masturbationsphantasien blickten, sich für die Kinder, die sie mit ihren Lügen und Drogen und Verführung („grooming“) verletzt hätten, entschuldigten, sich auch für die gefangenen Frauen entschuldigten, die sie vergewaltigenden Monstern überlassen hätten, sich für die Lesbenräume entschuldigten, die sie entheiligt hätten, und den Rest ihres Lebens der Wiedergutmachung des Schadens widmeten, den sie angerichtet hätten – selbst dann würde Lily Cade noch jede einzelne von ihnen persönlich exekutieren. Man müsse dies „so hart canceln“, dass sich kein Mann mehr traue, den Pfad einer trans Frau zu gehen.

Es gibt an einer Stelle den Aufruf, Kaitlyn Jenner, die Wachowski-Schwestern sowie die Sportlerinnen Laura Hubbard und Fallon Fox zu lynchen. Caitlyn Jenner habe öffentlich eine Frau ermordet, sei damit davon gekommen und trage nun ihre Haut. Sie sei Buffalo Bill,der im Text immer wieder als Figur auftaucht.

Masturbation

Lily Cade betont an mehr als einer Stelle, selber nicht zu masturbieren und hält das für einen Ausweis ihrer Stärke. Masturbation ist das, was in der gegenwärtigen Gesellschaft alle die ganze Zeit täten und sie selber hätte mit ihrer Pornokarriere dabei geholfen, das voran zu treiben. Früher sei Masturbation noch verboten gewesen, aber dann habe der pädophile Kult sie als gesund eingestuft und nach und nach wäre die gesamte Kultur der permanenten Masturbation anheim gefallen. Masturbation ist Schwäche und alle gesellschaftlichen Autoritäten wie Mütter, Väter, Politiker*innen, Soldat*innen und Polizist*innen seien zu sehr mit Masturbation beschäftigt, um ihren Pflichten nachzukommen. Das gesamte Manifest ist durchzogen von mit Abscheu bis ins Detail formulierten Phantasien der Masturbation anderer, oft in Verbindung mit Phantasien sexueller Gewalt gegenüber Kindern.

Soziale Medien, Smartphones, Internet und Süchte

Die sozialen Medien sind eine Erfindung des pädophilen Kults und werden von „Transen“ kontrolliert. Über sie verbreite sich die NewSpeak und verdränge das Englische. Junge Mädchen seien natürlicherweise verrückt nach Aufmerksamkeit und bekämen die über die sozialen Medien. Der Algorithmus belohne „dein“ schlimmstes Selbst, und das sei „eine effiminierte, Frauenunterwäsche tragende Muschi von einem Mann.“

Als Teenagerin habe Cade das „nichtkolonisierte“ Internet gefunden, ehe es die Gesellschaft kolonisiert habe. Sie habe Pornographie gefunden, Videos von Autounfällen, jihadistische Propaganda und den LGBTI-Journalisten Dan Savage (der sich u.A. gegen die Suzidalität von LGBTI-Jugendlichen engagiert). Dann geht es um die katholische Kirche, die schon immer „von Pädophilen gesteuert“ worden sei und deren „Framework“ sie gefunden und für nützlich befunden habe. Ein „Framework“ hingegen, das Kindern beibringe, sich selbst zu verstümmeln, sei nicht nützlich. Aber die katholische Kirche, die früher noch Anhänger*innen gehabt habe, habe auch Eunuchen herangezogen, weil die so schön singen konnten. Eunuchen seien zu Masthähnen herangezogen worden, denen man die Hoden und den Penis abschneidet, damit sie „fetter werden“ wie ein Masthähnchen. Die Transgender-Ideologie mache das selbe jetzt „mit deinen Kindern“, um das Schattenmonster des Internets damit zu füttern. Die Welt sei von Pädophilen beherrscht, genannt werden auch die Clintons und Epstein.

Schwäche

Schwäche spielt in Cades Weltbild immer wieder eine erhebliche Rolle und ist massiv negativ konnotiert. Schwäche erlaubt es, dass die Gesellschaft in die Fänge des Pädophilenkults gerät. Schwäche sei es, nicht wie sie eine Tagesroutine zu haben und täglich ins Fitnessstudio zu gehen, sondern sich vom Scrollen abhängig zu machen, von Smartphones, Facebook, Twitter und Co. Schwäche sei es auch, die eigenen Kinder nicht vor dem Pädophilenkult zu beschützen, sondern ihm nach dem Mund zu reden.

Es sei die Pflicht der Mütter und Väter gewesen, „uns“, also die Frauen, darüber aufzuklären, dass Mitleid dazu führt, umgebracht zu werden. Die Schattenmonster aus dem Internet, denen man die Erziehung der Kinder überlassen habe, liebten das Mitleid wie sie alle Dinge liebten, die böse seien, denn sie selbst seien es.

Gott und Natur

Gott taucht im Text immer in der Einzahl auf und da Cade an anderer Stelle die katholische Kirche als „Framework“ erwähnt, das sie als Jugendliche über das Internet aufgesogen habe, lässt sich annehmen, dass sie einen Gott der Bibel im Sinn hat. Die Katholik*innen hätten jedoch die Lesben im Stich gelassen. Gott hat göttliche Gesetze und die Gesetze der Natur erlassen, gleichzeitig scheint die Natur in ihrem Kosmos jedoch ein von Gott unabhängiges Eigenleben oder eine eigene Berechtigung zu haben. So gestaltet sich die natürliche Zweigeschlechtlichkeit als Ergebnis von Millionen von Jahren Evolution, die so evident seien, dass kein Mensch wirklich etwas anderes glauben könne. Der Text ist daher durchzogen von sexuellen Metaphern des Tierischen, von Hündinnen besteigenden Hunden und so weiter. Natur ist im Manifest etwas Heiliges, das von den „Transen“ jedoch entheiligt, geschändet wird. „Mädchen“, die sich zum Beispiel als „nichtbinär“ oder als trans Männer begriffen, müssten disrespektiert werden und man müsste ihnen ins Gesicht schlagen und sie auf eine Pferdefarm bringen, wo sie lernten, die Natur wieder zu wertschätzen und damit auch die eigene Körpernatur.

Dass trans Frauen Männer seien, sei eine tiefere Wahrheit, die Wahrheit des Blutes und der Knochen sowie der Millionen von Jahren Evolution vor der Dämmerung des „symbolischen Denkens und seiner Wahrheit“. Sie bevorzuge die Veterinärwissenschaften, also die Wissenschaften vom Tier, gegenüber der Farce, die man „moderne Medizin“ nenne. Ein Mann, der seinen Tag damit verbringe, seinen Arm das „Arschloch“ eines Rindviehs hinauf zu schieben, brauche keine Zeit an „Bullshit“ verschwenden. Ein kastrierter Hund sei keine Hündin/Zicke („bitch“). Eine solche Hündin/Zicke werde durch Steroide nicht zum Hund, selbst man man „alle ihre zehn Titten abschneidet“. An einer Stelle fordert sie trans Frauen dazu auf, sich umzubringen. Sie werde dann nur Freude in den Seelen der Kälber, der Schweine und der Singvögel sehen. Trans Frauen respektierten das Geschenk des Lebens nicht. Eine richtige Vermittlung zwischen der atheistischen Evolution und der heiligen Natur und Gott und seinen Gesetzen findet nicht statt, doch „Transen“ verstoßen gleich gegen beide Prinzipien. Da sie beide Prinzipien auch mehrfach erwähnt, ist davon auszugehen, dass sie auch an eine wie auch immer vermittelte Koexistenz beider Prinzipien glaubt.

Schwule und Lesben

Man hätte Homosexuellen die zivile Partner*innenschaft geben sollen, nicht die Ehe. Dass die Ehe gekommen sei, liege daran, dass alle in der Bewegung außer die Lesben dem Pädophilen-Kult bereits anheim gefallen gewesen wären. Dann hätten sie jedoch die Bühne verlassen und getan, wonach ihnen beliebt. Cade wirft den Schwulen vor, dass sie den Rest allein gelassen hätten: „Ihr seid auch verdammte Männer, unsere Männer, wie konnten ihr zulassen, dass unseren Kindern das zustößt?“ Die Lesben hingegen hätten es gewusst, die ganze Zeit gewarnt, seien jedoch allein gelassen worden. Weil sie allein gegen „Männer“ gestanden hätten, jedoch selber „nur (sic!) Frauen“ seien.

Lesben seien liebenswürdig. Auch das transfeindliche MichFest sei es gewesen. In einer funktionierenden Gesellschaft würden die meisten Tomboys (maskuline Lesben) irgendwann Mütter werden. Einige von ihnen würden auf lange Sicht als Lesben enden, andere würden romantische Freundschaften mit anderen Mädchen halten, bevor sie sich auf einen Mann einließen oder sie würden einen männlichen primären Sexualpartner halten und gelegentlich Romanzen mit Frauen haben. Darum seien Tomboys „exzellent“. Aber anstelle sie natürlich aufwachsen zu lassen, habe man trans Frauen nach ihnen gesandt. Das liest sich, als glaube Cade selber nicht an die Existenz von Lesben oder, als würde die Existenz des pädophilen Kults und die Gewalt der Männer erst verursachen, dass sich Lesben so seperatistisch abgrenzten.

Aufstand

Es werden Gruppen von Männern wie Soldaten, Cowbowys, Indigene usw. aufgerufen, sich zu wehren. Die Großväter würden den trans Frauen die noch schlagenden Herze aus dem Leib reißen so wie sie „deine“ Kinder vergewaltigt hätten. Außerdem würde jeder Mann das selbe tun, der auf der Erde war, bevor der Kult die Masturbation als „gesund“ erlaubt habe. Cade ruft Christen, Muslime, Buddhisten, Brüder, Väter, Söhne und Männer auf. „Ich kann doch nicht der letzte Mann in Amerika sein!“ und „Wo zum Teufel ist Neo?“ (aus „The Matrix“) Die Armee, Helikopterpiloten, Marines, die Navy, die Polizei, Anwälte und Gesetze seien zu beschäftigt damit, den schwarzen Mann zu unterdrücken und Monster in Frauengefängnisse hinein zu lassen. Wissenschaftler, Künstler und die Männer der Schriften, die Männer des Sports und die Männer Gottes – alle sind damit beschäftigt, zu masturbieren.

Immer wieder erfolgen Aufrufe zum Aufstand, zur Bekämpfung der Lüge und von trans Frauen, gegen die Sucht von Drogen, Alkohol und Pornographie und sozialen Medien. Das werde jedoch nicht passieren, weil „sie“ keine Männer mit Eiern mehr in Amerika machten, nur „cucks“, Schimpansen, chronische Masturbatoren und Incels, Leute, die sich beschwerten und viele, viele trans Frauen. „Mein Großvater und alle seine Brüder, die sich Hitler entgegen gestellt haben, drehen sich in ihren Gräbern um. Sie haben Hitler bekämpft und du duckst dich gegenüber [Caitlyn] Jenner in einem Kleid.“

Lily Cade, heißt es an anderer Stelle, sei die Kugel, die verdammte Soldatin. „Das endet jetzt“ – „Hör auf, im Internet herumzustreiten (…) und steh verdammt noch mal auf!“ Doch als Trump von Twitter gesperrt worden sei, hätten Anonymous, die Hacker und andere, an die sie geglaubt habe nichts getan.

Cades Vergewaltigungen und die „Akolytin der Schatten“

Der erste Eintrag Lily Cades, „About the BBC article“, dreht sich darum, dass es gerechtfertigt gewesen sei, Cade als Stimme zur Bedrängnis von cis Lesben durch trans Frauen zu befragen. Wer anderes denke, sei dumm bzw. auf kognitive Dissonanz oder bewusste Verschleierung aus. Ihre Stimme im BBC-Artikel habe nichts damit zu tun, dass sei Frauen sexuell angegriffen respektive vergewaltigt hat. Die Vorwürfe gegen sich bestreitet sie nicht und verweist darauf, dies nie getan zu haben.

Die Monster hätten sie „Cotton Ceiling“ genannt, um sie und andere wie sie zu vergewaltigen. Sie sei die einzige, die „Nein“ gesagt habe. Sie hätten zwar das MichFest demontiert, könnten aber nicht sie, Lily Cade, demontieren, da sie bereits tot sei. Mitten in der anfänglichen Erörterung zu ihren Taten platzt dann die Beschreibung, dass trans Frauen die lesbische Community zerstört und Frauenräume verunmöglicht hätten. Trans Frauen seien aber, wie es im Text ungezählte Male heißt, Männer. Cade verdiene, wie es im ersten Beitrag heißt, „kein Mitleid“:. „Ich frage nicht nach Verzeihen. Ich verzeihe keinem Mann, und ich verzeihe niemandem von euch“. Nur Gott könne ihr vergeben.

Cade habe viele „Transen“ („Trannys“) gekannt, hunderte, die Passing gehabt hätten. Sie habe sich zu manchen von ihnen hingezogen gefühlt und habe „so verfickt sicher“ Respekt vor ihnen gehabt. Sie seien „transige Schlampen“ gewesen und wollten das sein und hätten sich nicht darum geschert, was „du“ über sie denkst. Eine habe so sehr wie eine Frau ausgesehen, dass sie hunderte Hetero-Typen „überrascht“ und sich nicht darum geschert habe, wenn die sie fertig gemacht hätten – „Es fühlt sich so gut an, fast zu sterben“, schreibt sie. Die besagte „Transe“ habe das Universum angebettelt, sie zu stoppen – so wie Cade auch. Sie sei, wie Cade, eine Anhängerin der Schatten („an acolyte of the shadow“) gewesen, ein willfähriges Opfer („sacrifice“). „Wir waren Schwestern, waren wir es nicht?“. Das erinnert an die Verbreitung von durch die Gothic-Kultur und dem Satansimus inspirierten Looks, Outfits und Symbolen, die auch in Deutschland unter jüngeren, der „Gender Critical“-Bewegung anhängenden Frauen größere Beliebtheit zu haben scheinen.

Cade wisse, weiter in Anspielung an die „Transe“, selber, was es heiße, sich an eine sexuelle Rolle („sexual persona“) zu verschreiben, womit sie ihre Rolle als die Pornodarstellerin Lily Cade meint. Sie wisse, dass es Liebe, Familie, Community, die eigene Würde und die von anderen und auch die Wahrheit ersetze. Sie erinnert daran, dass sie früher mutig und umwerfend gewesen sei, selber aber nie masturbiert habe. Stattdessen habe sie anderen beim Masturbieren und dadurch dabei geholfen, sich selbst zu ruinieren. Sie habe „deine Töchter“ darin trainiert, „Schlampen“ zu sein und „deine Söhne“ darin, ihre Beute.

Vor #metoo sei Cade nackt und ohne Angst durch Los Angeles gelaufen, ohne Schutz durch Männer sondern nur durch den eisernen Willen ihres Schatten-Selbstes. Das erinnert daran, dass aus der „Gender Critical“-Ecke bzw. dem sogenannten „Radikalfeminismus“ viele wütende Gegenreden gegen die #metoo-Bewegung und den „Betroffenheitsfeminismus“ kamen. Cade habe Monstern in die Augen gesehen, echten Monstern, dunkleren Monstern als sie es selber sei. Dann beschreibt sie „all die toten Schlampen“, denen sie in die Augen gesehen habe, während sie „es getan“ habe. Sie hätte beim Geschlechtsverkehr in ihre Seelen geschaut und sie hätten zurück gesehen. Sie habe keine Scham mit sich herumgeschleppt und kein Böses daran gesehen. Sie habe die 4000 Frauen geliebt, die mit allerlei negativen Attributen wie „beschädigt“, „einsam“, „verloren“, aber auch „rebellisch“, „Schwester“, „Töchtern“ und „Mütter“, beschrieben werden. Diese seien tot. Außerdem seien es „deine Frauen, nicht meine.“

Sie habe in dieser Zeit so lange gewusst, wo die Grenze war, bis sie es irgendwann nicht mehr gewusst habe. Nur die Frauen hätten es noch gewusst, ihr in die Augen gesehen und erkannt, dass sie, Cade, zur dunklen Seite hinüber gegangen sei. Sie habe früher aufgehört, wenn eine „Nein“ gesagt habe und sei entsprechend zurückgetreten, als sie selber im Zuge der #metoo-Bewegung outgecalled wurde.

Wenn ein*e Vergewaltiger*in jemand sei, der*die öffentlich beschuldigt wird, sexuelles Fehlverhalten ausgeübt zu haben, schreibt Cade in Nivellierung dessen, was eine Vergewaltigung ist, dann sei sie eine*r. Aber US-Präsidenten seien das auch und niemanden kümmere sich. Wenn Vergewaltiger*in sei, wer Frauen bezahle, Geschlechtsverkehr zu haben, obwohl die das nicht wollten, auch dann sei Cade eine Vergewaltigerin. Auch im Manifest scheint Cade mit der Identität als Vergewaltigerin zu hadern. Sie bekennt sich zu allem möglichen – nur nicht hierzu. Es bleibt letztlich unklar, ob sie den Vorwürfen, Frauen vergewaltigt zu haben, zustimmt, oder ob sie das aufgrund ihres Frauseins anders nennen würde.

Es gibt eine Passage, die sich liest wie ein Bekenntnis dazu, auch Kinder vergewaltigt zu haben. Es könnte jedoch auch eine Beschreibung sein, wie Männer Kinder vergewaltigten. Alle mächtigen Männer hätten das getan, jedoch nicht die „Eier“ gehabt, sich dazu zu bekennen. Ob sie damit meint, sich selbst dazu zu bekennen, da sie schließlich an vielen anderen Stellen davon spricht, „Eier“ zu haben oder „der letzte Mann in Amerika mit Eiern“ zu sein, ist unklar. Auf Twitter gab es Verweise auf mutmaßlich von Cade stammende Einträge im Internet, die ebenfalls auf Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen hinwiesen oder auf Phantasien davon. An anderer Stelle im Text, viel später, bestreitet sie explizit, Kinder vergewaltigt zu haben.

Dann geht es um Epstein und dessen Freundin Maxwell. Cade erinnert an die Form, in der auch Maxwell Mädchen vergewaltigt habe. Auf ein Lob von Donald Trumps „Eiern“ folgen Leugnungen der Gefährlichkeit des Corona-Virus, die dann wieder von Passagen ausgewechselt werden, in denen sie behauptet, „die selben Schlampen gefickt zu haben wie Donald Trump“. Man solle, schreibt sie, keine Angst davor haben, gecancelt zu werden und seinen Job zu verlieren, sie habe schließlich nach ihrem Ausscheiden aus der Pornoindustrie „in jeder Stadt der Welt“ Arbeit gefunden, um sich ihren Lebensstil der globalen 1 Prozent aufrecht zu erhalten. Männer bräuchten sich angesichts von Cancelings auch nicht fürchten, dass Frauen dann nicht mehr mit einem schlafen wollten, weil Frauen „Männer mit Eiern“ lieben würden. Nur Monster, also wie sich selbst, würden Frauen nicht lieben. Das liest sich, als würde sie sich beklagen, nur das selbe getan zu haben wie alle anderen mächtigen Männer auch, nur eben in dem Unterschied, dass sie als Frau jetzt bestraft sei und keinen Sex mehr von Frauen kriege.

Homoseuelle wie sie hätten für das Recht gekämpft, zu lieben wen sie wollten. Viele von ihnen hätten gegengeschlechtliches Verhalten gezeigt. Sie selber hätte „Hündinnen“ bestiegen wie Hunde es tun. Bevor die Ehe für Alle gekommen sei, hätten Homoexuelle dafür gestanden, dass man mit der eigenen Sexualität geboren werde und darum jedes Recht habe, dem explizit Ausdruck zu verleihen und sich dessen nicht zu schämen. Sie habe ihren Vater dafür schuldig gemacht, lesbisch zu sein, nur um ihn dafür zu quälen, dass er zu sehr eine „Pussy“ gewesen sei, sich gegen ihre Stiefmutter zur Wehr zu setzen. Sie, Cade, habe dafür gekämpft, zu lieben, wen sie geliebt habe. Sie habe nicht für das Recht gekämpft, öffentlich zu lügen oder sie outzucallen (also: sie der Vergewaltigungen bezichtigen, die sie begangen hat) oder um das Opfer („sacrifice“) der Vorfahren zu entheiligen, das in ihrem Namen als Nachfahrin erbracht worden sei, um nun als Amerikanerin über ihr Opfersein („victimhood“) zu heulen. Solche (Opfer-)Rechte verdiene niemand. Sie habe sich nie als Opfer begriffen und sei dankbar für ihren erlittenen Kindesmissbrauch gewesen. Es habe sie zu dem gemacht, was sie ist. Nur die Frauen, die sie verletzt habe, die seien nicht dankbar. Den Missbrauch an sich erwähnt sie nur an dieser einen Stelle, ohne jedes weitere Detail.

Cade macht trans Frauen dafür verantwortlich, so geworden zu sein wie sie geworden ist. Sie sei ein mal beim MichFest gewesen, einem Musikfestival der transfeindlichen Frauenbewegung. Ds sei das letzte Musik-Festival gewesen, das die „Eier“ gehabt hätte, „Nein“ zu trans Frauen zu sagen. Das sei die schönste Sache gewesen, die sie jemals gesehen habe. Es sei eine Kraft des Guten gewesen und hätte sie zu einer besseren Person gemacht, wenn sie nicht an die Idee verkauft worden sei, dass es eine Übertretung sei, Orte nur für Frauen zu erstellen. Die Lily Cade vom MichFest hätte niemals eine andere Frau unterdrückt und den Gesichtsausdruck, der „Ich werde dich nicht stoppen, wenn du es von mir nimmst“ sagt, mit Begehren verwechselt. Trans Frauen seien dafür verantwortlich.

Auch, dass sie „keine fetten Hühner“ („fat chicks“) gewollt habe und keine „Resterampe-Muschis“ hätten trans Frauen als Überschreitung empfunden. Sie habe nur Frauen „mit einem Puls“ gewollt und sei dafür im Internet immer wieder angegangen worden. Jeden Tag sei sie auf Tinder belästigt worden, weil sie nicht mit Männern und trans Frauen habe schlafen wollen. Andere Lesben hätten sich dem gefügt. Der Begriff des „Cotton Ceiling“ bedeute, dass die Grenzen von Frauen Barrieren seien, die es zu überschreiten gelte. Aber es sei gemeint gewesen in dem Sinne, die Barrikade durch eine andere Kultur zu überwinden, nicht, einzelne Frauen durch Gewalt zu überwinden. Trans Frauen seien „Schattenmonster“, die es auf „deine Kinder“ abgesehen hätten. Es gibt einige Stellen, an denen Cade zu beschreiben scheint, dass erst ihr Eintritt in die „dunkle Seite“ und ihre Taten ihr gelehrt hätten, die wahre Verschwörung zu sehen. Andere würden „die Macht“ nicht verstehen, weil sie sie nie „berührt“ hätten. Cade sei der „Cotton Ceiling“ und die einzige Frau auf der „falschen“ Seite der #metoo-Liste.

Transmänner und Enbies

Nur an einer Stelle geht es um nichtbinäre Menschen, die hier „’they‘ girls“ genannt werden. Die Männer, von denen sie vergewaltigt würden, würden sie immer noch als Frauen sehen. Nichtbinäre werden mit Benedict Arnold verglichen, der ein Held der US-amerikanischen Revolution gewesen ist, sich dann jedoch als Verräter herausgestellt hat. „Du denkst, du kannst dir deinen Weg aus deiner Geschlechtsklasse („sex class“) heraus identifizieren du dumme Schlampe?“ Die Nichtbinären, die Cade alle als „Frauen“ gelten, hätten keinen Respekt vor den Frauen, die gekämpft hätten und gestorben seien. Sie hätten auch keinen Respekt vor ihren Vorväter und ihren Opfern, die sie (die Nichtbinären) in die Welt und die Geschichte gesündigt hätten. „Wenn du meine Tochter wärst, würde ich dir ins Gesicht schlagen und dich auf eine Pferdefarm schicken, so dass du dich erinnern kannst, dass du ein Tier bist, dass du heilig bist, dass du hier existierst und nie wieder. Was fällt dir ein, das Geschenk deines Lebens zu entheiligen“?

Lily Cade respektiere nur einen trans Mann, und das sei (der Pornodarsteller) Buck Angel. Der ist umstritten, weil er sich extrem negativ gegenüber nichtbinären Personen äußert und außerdem mit Teilen der Anti-Trans-Bewegung einen Dialog hält. Cade nennt ihn im Text „Sie“. Angel wisse, dass er einen schrecklichen Fehler gemacht habe (was meines Wissens nach nicht der Fall ist). Angel fordert sie auf, aufzustehen und die Wahrheit zu sagen, nämlich: „Ich bin eine Frau“. Eine „junge Frau“, die sich als nichtbinär identifiziert, eine Schlampe zu nennen, sei mehrere Stufen respektvoller als wie sonst mit ihr umgegangen werde. Der NewSpeak-Umgang sei eine Beleidigung der Sprache und eine „Minstrel Show“ des Respekts, nicht Respekt selber. Man schulde der Person „als die Frau, die sie ist“, Respekt und müsse sie erziehen. Die nichtbinäre Person solle ihre Gefühle „ficken“ und aufstehen, denn es sei Krieg, oder sich andernfalls suizidieren. Solche „Mädchen“ hätten oft keine echten Männer, Väter, in ihrem Leben gehabt.

Wissenschaft

Moderne Wissenschaften seien im Wesentlichen „Masturbation“. Man könne so viele Paper veröffentlichen und „intellektuell masturbieren“ wie man wolle, es ändere nichts daran, dass trans Frauen „Männer“ seien. Das Konzept der Geschlechtsidentiät sei „eine idiotische Farce“. Es sei ein Fetisch, von Pornographie gefüttert und von Masturbation angestiftet. „Identität“ sei „Bullshit“, den niemand brauche: „Trag was immer du willst. Niemanden juckt es.“ Aber Identität sei ein Werkzeug der Herren („the masters“), , „dich vom Denken abzuhalten“ und in der Welt zu sein. „Dein tierischer Körper hat ein nicht stumm zu stellendes Geschlecht, das nur in sehr, sehr seltenen Fällen durch Störungen der sexuellen Entwicklungen verkompliziert wird“. Andere Kinder seien schließlich auch ohne Beine geboren. Ein tierischer Körper habe eine große Varianz an Begehren, einige gut und einige schlecht. Es sei nicht die Aufgabe, das Tier zu trainieren. Als Beispiele nennt Cade eine Tüte Cheetos und Kokain, die man eben einfach wolle.

Jede „verdammte“ Teenagerin erlebe „Dysphorie“ (bei ihr in Anführungszeichen). Die Heilung bestehe aus Akzeptanz und spirituellem Wachstum, einer Routine im Fitnessstudio, Hobbies und Zielen. Die moderne Wissenschaft ist die eigene Wissenschaft der „Geldmänner“ (siehe eigenes Kapitel). Identität sei Sünde wie alle Lügen. Jeder sei queer, es bedeute nicht mehr die Rebellion von früher. Sie, Cade, habe dafür gekämpft, zu lieben, wen sie geliebt habe. Sie habe jedoch nicht für das Recht gekämpft, öffentlich zu lügen.

Den Kindern werde beigebracht, jeder habe eine Geschlechtsidentität („gender identity“) und diese verdränge oder ersetze die tierische Realität des vergeschlechtlichten Körpers („the sexed body“) und die typischen Rhythmen des Lebens, die unsere Vorfahren für Millionen von Jahren erlebt hätten. „Deine“ Kinder seien Spermasäcke für die schlampige B-Ware von Michel Foucault, einen Pädophilen, und Judith Butler, eine geisteskranke Masturbatorin, bevor diese einen Hund eine Hündin hätten „nehmen“ sehen. Die Gender Studies seien keine harten Fakten, sondern nur Meinungen, hin und her gespült wie Meinungen auf Twitter. Alle akademischen, weichen Wissenschaften seien Masturbation und als sich trans Frauen zum Masturbieren dazu gesetzt hätten, hätte man nichts unternommen. Nicht ein einziges Ei sei in den Universitäten des Landes.

Männer des akademischen Lebens beschimpft Cade, weil die Angst davor hätten, auf Twitter gecancelt zu werden. Sie seien schwach und „eierlos“. Cade verteidigt die freie Rede und die akademische Freiheit. „Wie kannst du es wagen, der Angst zu dienen?“, hält sie den Akademiker*innen entgegen. Und warum, fragt sie, sei es ausgerechnet ihrem „Geist“ überlassen, das auszusprechen, wenn es doch jeder wisse? Man müsse sich verweigern, NewSpeak zu sprechen und die, die es fordern, stattdessen zum Weinen bringen. Manchmal müsse man eine Schlampe zum Weinen bringen, zu ihrem eigenen Schutz. „Was fällt dir ein, mich nach meinen Pronomen zu fragen?“

Amerika

Amerika ist von großen Männern erbaut worden, deren Namen sie ehrfurchtsvoll gegen Ende des Manifests erwähnt. So habe George Washington einen Staat gewollt, der nicht auf Parteien oder Teams basiere, sondern auf der Wahl einzelner Männer. Man solle darum einzelne Männer „mit Eiern“ oder einzelne Frauen „mit Weisheit“ an die Spitze wählen. Die wütende Nachfrage, wo die „Eier“ Amerikas geblieben seien, durchzieht den Text von vorn bis hinten immer wieder und ist meist mit Absätzen extra herausgehoben. Amerika ist insofern immer wieder männlich konnotiert, gleichzeitig identifiziert sich Cade auch immer wieder mit diesem Amerika. Zum Beispiel schreibt sie, dass sie der letzte Mann „mit Eiern“ in Amerika sei. Die „Eier“ scheinen stets als Sinnbild für die Differenzmarkierung zu fungieren: „mit Eiern“ ist zwar einerseits männlich konnotiert, doch steht es vor allem für das Gute. So scheint an manchen Stellen durch, dass auch Frauen „Eier“ haben können, aber insbesondere Männer haben natürlich Eier. Keine Eier zu haben hingegen ist nicht vorrangig mit Frausein konnotiert, sondern mit Kastration im Sinne geschlechtsangleichender Operationen, insbesondere, aber nicht nur, von trans Frauen.

Der älteste Pädophilenkult in der amerikanischen Geschichtge scheint für Cade „der Süden“ zu sein. Lincoln, der von einem Südstaatler ermordet worden ist, habe einen Aufstand gegen den Kult gewagt, doch die Nordsoldaten, die in den Süden gegangen seien, hätten dies in Wahrheit nur getan, weil sie sich dem Kult hätten anschließen wollen. Die Großvätergeneration von Männern hat noch gegen Hitler gekämpft und würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie wüsste, was im heutigen Amerika los ist. Sie würden alle, die dem pädophilen Kult anheim gefallen sind, vergewaltigen oder anderswie ermorden, so wie sich um die Welt vergewaltigt und gesündigt haben, um ihren Nachfahren ein Leben in Amerika zu ermöglichen und sie zu beschützen. Am Anfang der Kette der Vorfahren hätten noch Menschen gestanden, die sich vor Leoparden gebückt hätten, ehe sie groß genug geworden seien, die Haut der Leoparden zu tragen. Viel sei für Cades Leben geopfert worden, ohne, dass sie sich dies ausgesucht hätte. Sie könne nur versuchen, dass es es wert gewesen sei, nicht jedoch es verändern. Die Sklaverei ist ein Werk des Pädophilenkults. Dieser habe damals bereits Fake-Wissenschaft benutzt, um Schwarze zu entmenschlichen und zu behaupten, sie hätten keine Gefühle. Dabei sei es im Wesentlichen darum gegangen, den Zugang zu schwarzen Mädchen aufrecht zu erhalten, um sie vergewaltigen zu können und die Männer des Südens bei der Stange zu halten. Hätten die ihren Irrtum erkannt, hätten die sich gegen den Kult erhoben. Die selbe Fake-Wissenschaft behaupte nun, dass trans Frauen Frauen seien, um die Frauenräume für den Pädophilenkult zu öffnen.

Auch der Holocaust habe sich, wenn man die ersten Quellen und Zeuginnenaussagen dazu anschaue, im Wesentlichen um die Vergewaltigungen gedreht und dann erst um die Zwangsarbeit. Dass sich der Holocaust um den Genozid am jüdischen Volk bemüht hat, wird von Cade nirgends gesagt. Der pädophile Kult habe die Gesellschaft rund um die Versklavung errichtet, um Mädchen zu vergewaltigen. Wenn die Araber*innen nur 3 Prozent dessen getan hätten, was trans Frauen dem amerikanischen Volk angetan hätten, hätte man sie ins Steinzeitalter zurück gebombt. Gegenwärtig würden trans Frauen 20 Prozent der Mädchen der höhergestellten Vorstädte geschlechtsumwandeln. Gegen Ende des Manifests macht sie sich über Alexandria Ocasio-Cortez lustig, die beim Sturm auf das Parlament Angst vor „Jungs“ gehabt habe. Angst aber töte den Geist, darum müsse man „die Schlampe“ aus dem Parlament herauswählen. Sie würde ihr ins Gesicht schlagen. Cade hält ihr vor, dass Leute an sie geglaubt hätten. Niemand, der nicht bereit (gewesen) sei, für AOC eine Kugel abzubekommen, sollte jemals wieder ein Führer sein. Das klingt, als habe Cade mal an die feministische AOC geglaubt, sei aber inzwischen auch bei ihr davon überzeugt, dass sie Anhängerin des Kults sei. An anderer Stelle macht sie sich über George Floyd lustig und beschimpft ihn. Er sei exekutiert worden, weil er ein „nerviges Stück Scheiße“ gewesen sei. Sie sei froh, dass sein Mörder ins Gefängnis gewandert sei, das heiße aber noch nicht, dass Floyd ein Held sei.

Die wahre Verschwörung

Mehrfach spielt Cade auf die Dummheit der Leute an, die an so subtile Verschwörungen wie die durch den Corona-Impfstoff glauben würden, durch den sie „kastriert“ würden, während die Wahrheit viel offensichtlicher sei und in aller Öffentlichkeit passiere. Damit meint sie das Telefon, Twitter, Masturbation und die „Transen“, die in allen Poren der Gesellschaft säßen und denen man es erlaubt habe, sich als Lesben auszugeben, statt sie zu Männern zu erziehen oder sie umzubringen. Der Zweck: Als „Transen“ könnten sie lesbische Frauen vergewaltigen.

Geldmänner

Die Geldmänner tauchen nur selten im Text auf und sind kaum ausgeführt. Sie stehen über den trans Frauen und glaubten selber nicht daran, dass diese Frauen seien. Sie setzen sie aber als Mittel ein, um ihre Macht zu sichern. Geldmänner seien seelenlos und noch dunkler als trans Frauen und seit vielen Generationen in den selben Familien mit den selben Eigenschaften aufgezogen worden und stehen an der Spitze des Pädophilenkults, ohne jedoch selber vorrangig ein sexuelles Interesse zu verfolgen. Sie liebten vor allem das Geld und seien mit „Big Pharma“ assoziiert. Außerdem hätten die Geldmänner ihre eigene Wissenschaft. Nähere Details werden selten genannt, aber dort, wo sie genannt werden, finden sich implizite Hinweise auf eine Assoziation mit dem Jüdischsein. Die einzige genannte Familie zum Beispiel, die Sacklers, sind eine jüdische Immigrant*innenfamilie. Einige Mitglieder dieser Familie sind im Zuge der Opioid-Krise in den USA angeklagt worden, weil sie Firmen besitzen, die OxyContin auf den Markt gebracht haben. Von dem Mittel sind in der Folge viele Menschen abhängig geworden und dann in eine Heroin-Abhängigkeit gerutscht. Doch nicht nur die Sacklers seien eine Familie der Geldmänner. Die Sacklers seien jedoch ein Paradebeispiel des Paradgimas (gemeint könnte sein: der „Schattenlords“ und ihrer Weltanschauung), weshalb sie sie nennt.

Das zweite Beispiel sind die Bidens. Joe Biden glaube selber nicht an den Trans-Kult, was man daran sehe, dass er Englisch und nicht NewSpeak spreche. Außerdem habe Cade ein Foto gesehen, auf dem zu sehen sei, dass Biden seinem Sohn Hunter nicht die Vorhaut habe beschneiden lassen. Das Beschneiden der Vorhaut ist hier eine Assoziation zum Kastrationsmotiv der trans Frauen, aber auch eine Assoziation entweder zum Jüdischsein oder zum Muslimisch-Sein der Biden-Familie. Es liegt nahe, dass hier ein jüdisches Beschneiden gemeint ist, dem die Biden-Familie jedoch nicht folge, weil sie selber nicht an die Lügen des Kults glaube. Biden sei es im Wesentlichen egal, dass er die Kinder Amerikas an den Kult verkaufe, er gehe den Weg des geringsten Widerstandes und profitiere einfach nur davon. Cade behauptet, Wahlfälschung zugunsten von Joe Biden begangen zu haben, weil sie ihn nicht an der Macht habe sehen wollen. Joe Biden habe ein pädophiles Monster an die Spitze der „Health and Human Services“ gesetzt, um „deine“ Kinder in die Falle zu locken und sie ihr Leben lang von Pharmazeutika abhängig zu machen. Gemeint ist die transgeschlechtliche Frau und Kinderärztin Rachel Levine, die unter Biden an die Spitze der Behörde gerückt ist. Cade macht es nirgends explizit, aber die Eigenschaften, die die Geldmänner haben, scheinen darauf hinaus zu laufen, dass diese „jüdisch“ sind.

Die Matrix und die rote Pille

Cade beschwert sich über Menschen, die Memes mit der Roten-Pille-Metapher posteten, ohne „The Matrix“ gesehen zu haben und die nicht sofort ihr Smartphone zerbrochen hätten. Wenn man sie, Lily Cade, zur Herrscherin der Welt ernannt hätte, hätte sie jeden Mann exekutiert, der ein Meme von einem Film postet, den er nicht gesehen habe. Überhaupt hätte sie so viele schwache Männer exekutiert. Dann beschreibt sie, wie gesund sie lebe, Fitness betreibe, mit dem Fahrrad fahre. „Ich habe 4000 Frauen innerhalb der Matrix gefickt, als ich dem dunklen Lord gedient habe, aber das Leben das ich hatte, als ich sie verlassen habe, ist mehrere Größenordnungen besser.“ Das machten andere aber nicht, uA, weil sie keine Eier hätten, weil sie endlos auf ihren smartphones scrollten, was „ein Affront gegen Gott“ sei.

Zwei „echte Künstler“ hätten ihre Seele verkauft, um andere zu befreien: die Regisseurinnen von „The Matrix“. Sie beschreibt eine Phantasie, wonach die beiden zu Frauen geworden seien, um näher an das Schattenmonster heran zu kommen und es dort zu lynchen und die Wahrheit über es zu sagen. Man solle die Mütter der beiden nicht beleidigen, indem man der „widerwärtigen Minstrel-Show des Frauseins“ glaube, die sie jetzt aufführten, anstatt schöne, nuancierte Filme zu machen. Dann kippt die Phantasie wieder ins Gegenteil und die beiden sind doch keine Retterinnen. Es sei ein Fetisch und eine Sucht, ekelhaft und falsch. Hintergrund dieser Phantasien könnte sein, dass die beiden sich erst weit nach dem Abdreh von „The Matrix“ als trans geoutet haben. Dann beschimpft sie sie als „Schwuchteln“ und dafür, nie mit einer Frau geschlafen oder Kinder gezeugt zu haben, nie einem anderen Mann ins Gesicht geschlagen zu haben oder geschlagen worden zu sein. Die Transgender-Matrix-Verschwörung habe es letztlich auf die Zerstörung Amerikas, der ganzen Welt und die Opferung „deiner Eier“ abgesehen. Man könne also wählen, ob man die rote Pille wolle: Die echte Welt in ihren Nuancen und ihrer Schönheit, die englische Sprache, die Wahrheit, das Leben,Tiere, die Natur und Gott – oder das Leben in der Matrix, in der man zu „Transen“ werde. Sie sei auf ihrem Bauch durch die Dunkelheit gekrochen, um diese Botschaft zu überbringen, sei in die Matrix zurück gegangen, um „dich heraus zu holen“. Auch fragt sie nicht nur ein mal danach, wo „Neo“ bleibe.

Zum Schluss des Eintrags zur roten Pille beschreibt Cade sich in dritter Person wie eine Romanfigur, die Symbole in der einen und der anderen Hand hält – einige stehen für die blaue Pille, die anderen für die rote Pille. Man dürfe wählen, welche der beiden Hände man ergreife.

Mütter

Im vierten Text werden „die Mütter“ angesprochen. Cade brauche „die Mütter“ an ihrer Seite, sie sei an der Seite der Stillenden und sorge sich um das emotionale und physische Wohlbefinden der zukünftigen Generation. Das „Trojanische Pferd“ ziele darauf ab, die Frauen zu verletzen und zu unterdrücken. Es werde begangen von Männern, die Frauen mehr hassten als alle anderen Männer auf der Erde: trans Frauen. Selbst Hunde und Ratten könnten ihr Mannsein riechen, es sollte für jede Mutter auf der Erde offensichtlich sein. Die so glorifizierten, mit besonderen Sinnen ausgestatteten Mütter müssten aufwachen, um die Kinder zu beschützen. Doch die Frauen würden auf trans Frauen hereinfallen und Cade darum auch anekeln. Man dürfe auf Selbstmorddrohungen der trans Frauen nicht hereinfallen und ihnen „dann tu es verdammt noch mal“ entgegnen. Hintergrund dürfte die Thematisierung der Suizidalität von transgeschlechtlichen Menschen sein. Das Mitleid der Mütter belohne schwache Männer, darum dürften sie sie nicht bemitleiden. Sie würden ihre eigenen Kinder auf dem Altar des Mitleids opfern.

Die Lesben hätten versucht, die Mütter vor einem pädophilen Kult zu warnen. Nach einer wirren Passage über einen Mann aus der Pornobranche, Max Hardcore, der mehr Integrität habe als die ganze westliche Zivilisation, beschwört sie, niemals Kinder „gefickt“ zu haben. Sie würde lieber ihre eigene Tochter zu Max Hardcore schicken, um von ihm zu lernen, was ein „Golden Shower“ sei (gemeint ist das Urinieren auf eine andere Person), als dass die satanischen Transen-Freaks ihr etwas über ihren Körper und ihre Seele beibrächten. Mütter hätten sich ihrer eigenen Kinder und ihrer Verantwortung entzogen und die Kinder für den nie endenden Scroll (am Smartphone) verkauft. Dann folgen deutlich markiert vier Sätze, die sich wie die Inhalte eines Glaubensbekenntnisses lesen: „Trans Frauen sind Männer“, „Trans Frauen sind böse“, „Trans Frauen sind Vergewaltigerinnen“ und „Trans Frauen sind Jägerinnen („predators“)“.

Die „Männer“ hinter den widerwärtigen „Rollen“, die trans Frauen verkörperten, ließen sich von dem Schatten, dem sie sich überantwortet hätten, erlösen. Sie seien böse Pädophile, die die Geister „deines Volkes“ so übel verdreht hätten, dass „deine“ Kinder ihre Körper verstümmelten, um ihnen zu gefallen. Sie verstünden das Prinzip der Aufmerksamkeit und Teenagerinnen wollten Aufmerksamkeit mehr als alles andere auf der Welt. Trans Frauen und die Schattenlords des Algorithmus‘ kontrollierten diese Aufmerksamkeit. Sie hätten jede Pore der Gesellschaft infiltriert, „mit einem Ziel: Frauen zu erniedrigen“. Sie „pissten“ auf „dein“ Recht, „Nein“ zu sagen, in die Gesichter „deiner“ Mütter, „deiner“ Töchter und der Frauen, die gekämpft haben, um bis hier hin zu kommen. Sie schnitten „deine“ Brüste ab, nähten „deine“ Vulva zu. Und jetzt ließen es die Mütter zu, sich von ihnen das Wort „Mutter“ weg zu nehmen: „Wo zum Teufel sind deine Eier, Schlampe? Wo sind die Mütter-Bärinnen („mother bears“)“ Die „Transen-Freaks“ experimentierten an „deinen Kindern“ und schnitten sie öffentlich in Stücke. Doch die Mütter sähen nur zu, aus Angst, von ihnen „outgecalled“ zu werden. Sie seien jedoch nur 1 Prozent der Bevölkerung. Eine Frau, die „das“ bei ihrem Kind zulasse, versündige sich gegen Gottes Gesetz, gegen das Gesetz der Natur, gegen die heilige Pflicht ihres Mutterseins, gegen ihre eigene Blutlinie. Darum solle man eine solche „Schlampe“ hängen bzw. gruppenvergewaltigen(!) bevor man sie hänge.

Der große Austausch

Das Motiv des Great Replacement taucht an einigen Stellen im Text auf, hier angewandt auf trans Frauen oder auf „NewSpeak“, die Sprache des Pädophilenkults. Es ist auch „deine nächste Opium-Krise“. Der Große Austausch sei bereits hier und es seien weder China noch die Araber*innen, sondern „Transen“.

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